Autos in Havanna

Blankpoliert und bereit zur Ausfahrt: Chevrolet Belair 1957(?)

Alte Straßenkreuzer sind Kubas wahre Währung

Sonnige Aussichten: Wer vor dem Capitol mit einem der hochglanzpolierten Oldie-Taxis wartet, verdient gut. Und das machen eine ganze Menge Cubaner. Schließlich zahlen manche Touristen für eine Fahrt in etwa so viel ein ganzes Monatsgehalt. Wer einen solchen fahrbereiten Oldtimer besitzt ist damit fein raus!

Die Chancen, einen Fahrgast abzugreifen, stehen für ihn nicht schlecht. Wer als Tourist nach Kuba kommt, der will in diesen Oldtimern mitfahren, will auf eine Zeitreise gehen, den schert es nicht, dass unter der Motorhaube des Plymouth inzwischen ein Isuzu-Motor arbeitet oder dass der Opel von Juan heute in Wahrheit mehr ein russisches als ein deutsches Auto ist. Motor, Getriebe, Hinterachse – alles Lada. Der Laie sieht den Unterschied nicht, und er kann oder will ihn auch nicht hören. „Das Grün des Lacks ist inzwischen auch viel heller als das beim Original“, gesteht Juan Luis. Auf der Visitenkarte des Taxifahrers steht: english-speaking driver. Luis hat früher als Englischlehrer gearbeitet, wurde in kubanischen Peso bezahlt und verdiente umgerechnet rund 13 Euro im Monat. „Das war noch weniger als in den meisten anderen Berufen.“ Mit dem Taxi macht er nun ein Vielfaches, denn die Touristen zahlen in konvertiblen Peso, mit dem an den US-Dollar gekoppelten Geld. Für eine Stunde in seinem Opel Rekord geben sie schon mal gern umgerechnet 15 Euro aus. Kein Wunder, dass Juan und überhaupt jeder Besitzer eines Oldtimer-Taxis in der Stadt alles dafür tun, um ihre Autos am Leben zu halten – auch ohne Originalersatzteile. Denn diese alten Straßenkreuzer sind auf Kuba die wahre Währung. Sie sind die Lizenz zum Verdienen von gutem Geld. Wenn sie den Besitzer wechseln, dann zu Preisen, die nicht annähernd ihrem Wert entsprechen.