Havanna 18.02 – 04.03


18.02.

Legt mir doch ein junger Typ dieses Blatt auf meinen Tisch irgendwo draußen hin. „Was koste das?“ frage ich. „Whatever you want“ kriege ich zur Antwort




In der ersten Woche geht´s erstmal zur Schule: Die Havanna Music School habe ich mir ausgesucht um ein paar Klavierstunden zu nehmen. Die letzte Klavierstunde ist schließlich schon fast 40 Jahre her. Da wird es mal langsam wieder Zeit! Mein Klavierlehrer heißt Miguel, ist sicher noch keine 30 Jahre alt, aber hat viele Sachen drauf, die ich gerne aufnehme: Vor allem sind es die Montunos, die spezielle cubanische Art des Klavierspielens, die mich fasziniert. Darüber hinaus ist Miguel aber auch ausgezeichnter Jazzpianist von überragendem Niveau!


Das Piano auf dem Video war grässlich verstimmt. Aber was soll´s?


Mein Taxifahrer Thomas, der nur wenige Worte Englisch kann, ebenso wie ich wenige Worte Spanisch kann. Aber wir verstehen uns blendend, wir quatschen über Gott und die Welt im Allgemeinen. Vor allem fährt er mich immer von der Klavierschule zurück zur Unterkunft. Der Chevy Belair ist nur zwei Jahre jünger als ich, aber tut noch immer seine Dienste.

Abends geht es natürlich weiter mit Musik. Manchmal ist es nur der Rhythmus der Straße, in der Altstadt, in den Wohnvierteln. Aus allen Ecken kommen Geräusche, Laute, Rufe, die sich mal zu einer Symphonie, mal zu einer Kakophonie vereinen: Nachbarn unterhalten sich von einem Haus zum anderen, ein Händler preist lautstark seine warmen Bohnen an, ein anderer Kinderspielzeug, ein weiterer kann Matratzen reparieren. Hunde bellen dagegen an, Fernseher krächzen dazwischen.

Straßenmusik in der Alttadt

Doch meistens ist es der Rhythmus der Musik, der aus den Häusern, den Clubs, den Restaurants, von den Stränden, dem Malecón, dem kilometerlangen Prachtboulevard an der Küste, erklingt. Er legt sich über die Straßen wie der warme Sommerregen. „Die Straßen in Havanna“, schreibt der kubanisch-französische Schriftsteller Alejo Capentier, „bieten ein fortwährendes Schauspiel: Theater, Karikatur, Drama, Komödie oder was auch immer.“

Der Malecon, die ca 5km lange Uferstraße ist einer der Haupttreffpunkte zu fast jeder Uhrzeit und bietet immer auch Musik

Benny More, der sagenumwobene große cubanische Sänger, gründete in der 50er Jahren ein großes Ensemble von bis zu vierzig Musikern, denen er ihre Stimmen vorsang, weil er keine Noten aufschreiben konnte. Das Benny More Orchester (allerdings ohne den Chef) spielt allabendlich im Café Taberna in der Nähe des Plaza Vieja


Der Herr am Saxophon hat zwar einen Notenständer, aber Noten braucht er offensichtlich nicht
Man achte auf die handgeschriebenen Noten!

Früh morgens im Hotel Inglaterre. Ein älterer Herr spielte Cubanische Songs auf dem piano.


Fidel Castro und seine Getreuen hätten vor über 50 Jahren schnell wieder die Revolutionskoffer packen können, hätten sie die kubanische Gesellschaft nicht nur in eine sozialistische umgewandelt, sondern den Einheimischen das Tanzen und Singen verboten. Also hat Fidel ihnen die Musik gelassen. Und damit ihre Seelen.


Auch diesen verrückten Solististen kann man in der Nähe des Hotel Inglaterre bewundern:

Musik war nie angepasst in Kuba, sie war immer ein Ventil und auch eine Möglichkeit, der Mangelwirtschaft des Alltags zu entfliehen“, sagt Dayami Grasso Toledano, die inzwischen in Berlin lebt. Ein Gang über einen Markt zeigt, dass das Leben selbst in Havanna noch immer schwierig ist. Die Stände sind voll, die Auslagen üppig. Aber es ist die immer gleiche Auswahl: Kochbananen, Knoblauch, rote Zwiebeln, aromatische Mangos und Avocados, schwarze und weiße Bohnen, Paprika und Zitronen.

Straßenverkauf

Der Gemüsemarkt

Gemüsemarkt
Hier kann man noch für CUP (ca 25 CUP =1 CUC) einkaufen

Immerhin wird hier noch in Pesos bezahlt“, sagt Grasso Toledano und zeigt auf einen Schein mit dem Konterfei des Revolutionärs Camilo Cienfuegos, „und nicht in CUC.“ Das ist der Peso Cubano Convertible, der 2004 den US-Dollar als zweite offizielle Währung abgelöst hat und der in Kuba zu einer Zweiklassengesellschaft führte: Entweder man hat CUC, oder man hat Pesos. Das angenehmere Leben, das man nur für CUC bekommt, bleibt den meisten Kubanern verschlossen. An die begehrte Währung kommt man nur über Devisen ran. Daher sind Jobs in der Tourismusbranche, die zu den dynamischsten Wirtschaftssektoren der Insel gehört, so beliebt.

Lange lebe der Sozialismus und Che Guevara!!!

Schule mitten in der Altstadt von Havanna. In einer Gasse findet gerade Unterricht statt. Gegenüber auf der anderen Straßenseite unterhalten sich drei Cubaner,

….Touristen laufen vorbei, eine Oma raucht ne Zigarre:

…und direkt daneben eine Schule. Man beachte den strengen Blick der jungen Lehrerin und die klaren Aufgaben für die Schüler. Alle sind sehr ruhig und intensiv bei der Arbeit

…die Fingernägel passend zur Bluse

Einmal meinte ein Kubaner: „Heute ist es ein bisschen kühl. Ist ja auch Winter!

Das Thermometer zeigte bloß 29 Grad Celsius

Am Strand von Havanna. Karibik halt.